Tschick

Herrendorf

Luxemburg, Freitag 1. März 2013
Mitwirkende: Natalia Belitski, Sven Fricke, Thorsten Hierse, Arne Jansen
Regie: Alexander Riemenschneider
Produktion: Deutsches Theater Berlin

Die Aufführung „Tschick“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Wolfgang Herrndorf. Maik Klingenberg, der wohlstandsverwahrloste Sohn einer alkoholkranken Mutter und eines untreuen Vaters, und der deutsch-russische Außenseiter Andrej Tschichatschow, Tschick, begeben sich in den Ferien mit einem geklauten Lada auf eine abenteuerliche (Selbstfindungs-) Reise ins Nirgendwo…die Walachei.  Während der Fahrt erleben die beiden Jugendlichen gefährliche und willkürliche, aber auch witzige Begegnungen. Soweit zur Zusammenfassung…
Das Stück stürzt die Zuschauer mitten ins Geschehen – oder bessergesagt, zeigt ihnen quasi den Schluss der Geschichte. Maik Klingenberg, eine der Hauptfiguren, steht schleim- und blutgetränkt auf der Autobahn. Kurz und knapp gibt er eine schnelle Zusammenfassung des Geschehens bis dato: Tschick, ein geklautes Auto, Tschick, ein kurzer Road Trip, Tschick, die Müllhalde, Lisa, Tschick, ein Unfall, Tschick, Verletzungen…Maik macht Panik, stiftet regelrecht beim Publikum Verwirrung – ein Trubel der schnell gesteigert wird; dies vor allem durch die schnellen Rollenwechsel, die sich die Hauptakteure liefern. In der Tat teilen sie sich abwechselnd alle Rollen des Stücks (Maik’s untreuer Vater, die alkoholkranke Mutter, der barsche Lehrer, Lisa von der Müllhalde, usw). Die Schnelligkeit und Wahllosigkeit des Stücks werden durch die konstante und wechselhafte musikalische Begleitung auf der Gitarre nochmal hervorgehoben. Diese Aspekte der Inszinierung, die anfangs noch etwas gewöhnungsbedürftig scheinen, machen allerdings gerade sowohl die Spritzigkeit und Originalität, als auch den jugendlichen und sprunghaften Charme des Stücks aus.
Hervorzuheben bleibt Maiks musikalische Einlage “Ich bin nicht eingeladen”, inder er dem Publikum seinen Schmerz darüber mitteilt, nicht zu Tatjanas Geburtstagsparty eingeladen worden zu sein – ein tragi-komischer Ohrwurm der einem noch tagelang im Kopf herumschwirrt.
Besonders lustige Momente gibt es im Stück, als Lisa zu den Jungs dazustößt und die beiden ständig bloßstellt, veräppelt und sogar forsch anbaggert. Gegen Ende wird die Geschichte dann allerdings nochmals besonders tiefgründig und berührend, als Maik und Tschick sich näher kennenlernen und schlussendlich Freundschaft schliessen; eine Freundschaft, die am Ende noch einmal hart auf die Probe gestellt wird.
Fazit: Dem prallgefüllten Theatersaal und dem minutenlangen Applaus am Ende der Vorführung kann man nur enthusiastisch zustimmen. Bei „Tschick“ handelt es sich allemahl um die herrlich freche und tief berührende Inszinierung einer spannenden Jugend-Road-Trip-Geschichte. Absolut empfehlenswert.

 

Kayleigh Oliver

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