© Opéra national de Lorraine_Guillaume Bonnaud
Die intensive Mozart-Pflege im Grand Théâtre wird um einen elementaren Baustein ergänzt: Mit Idomeneo, re di Creta steht eine Oper auf dem Programm, die nicht nur Mozart selbst für seine beste hielt – auch wenn sie nicht zu der populären “Fünferkette” Entführung, Figaro, Giovanni, Così, Zauberflöte gehört. 1781 markierte das Werk mit seinen mächtigen Chören, den lyrischen Arien und der Entwicklung von der virtuosen “Nummernoper” zu einem durchkomponierten musikalischen Drama einen Meilenstein im Schaffen des jungen Komponisten.
Vordergründig geht es um die Sagen-Geschichte vom König Idomeneo, der, um seine Flotte aus einem verheerenden Sturm zu retten, dem Meeresgott gelobt, den ersten Menschen zu opfern, der ihm nach geglückter Landung am Strand begegnet. Fatalerweise handelt es sich dabei um seinen Sohn Idamante. Im Kern verhandeln Mozart und sein Librettist Varesco die Frage, was Vorrang hat: Göttliches Recht oder menschliches Empfinden. Letztlich beugen sich die Menschen dem göttlichen Verdikt, und im Gegenzug für diesen Gehorsam verzichtet der Gott auf die Durchführung des Opfers. Wie zeitlos dieser Stoff ist, zeigte zuletzt der Skandal um die Produktion von Hans Neuenfels in Berlin, die wegen befürchteter Anschläge religiöser Fundamentalisten zeitweise vom Spielplan abgesetzt wurde.
Weil Idomeneo ein Auftragswerk für die Münchener Faschings-Saison war, ergänzte Mozart das “Dramma per musica” durch eine Dreiecks-Liebesgeschichte zwischen Idamante, der griechischen Königstochter Elektra und der Trojanischen Prinzessin Ilia, und er fügte ein barockes Jubelfinale für das Paar Idamante/Ilia als Happy End hinzu.
Für Regie und Ausstattung im Grand Théâtre zeichnet Yannis Kokkos verantwortlich, dessen große, düstere Tableaus seine Vergangenheit als weltweit profilierter Bühnenbildner nicht verleugnen können.