Die Moderne Galerie zeigt seit dem 3. März 2024 die Ausstellung Ordnung und Chaos des deutsch-französischen Künstlers François Schwamborn. Besucher*innen dürfen sich nun freuen: Die ursprünglich bis zum 13. Oktober 2024 vorgesehene Präsentation wird bis zum 17. November 2024 verlängert und bietet somit auch denen, die Schwamborn erst jüngst – anlässlich seines Mapping – Kontrapunkt vom 18. bis 22.9. auf die Fassade der Modernen Galerie – kennengelernt haben, Gelegenheit, die Ausstellung zu besuchen.
Der Künstler hat eigens für den Ausstellungsort zwei großräumige Installationen geschaffen, die in zwei sich gegenüberliegenden Sälen präsentiert werden. Eine analoge und eine digitale Installation erzeugen Projektionen, die gerastert sind, Struktur bilden, die sich jedoch von Moment zu Moment wandeln. Jedes Bild vergeht und ist einzigartig. Schwamborn stellt in seiner Ausstellung Fragen nach Lebendigkeit, danach, wo wir uns selbst in Prozessen des immer wieder neu Entstehenden befinden. Letztendlich veranschaulicht er menschliche Anteile dieser Prozesse, einerseits durch technische Mittel, die äußere, kontingente Faktoren sichtbar machen und damit den Betrachtenden die Möglichkeit geben, sich zeitlich und räumlich zu verorten. Andererseits zeigt er, wie technische Mittel sich von äußerlichen, unvorhersehbaren Faktoren lösen und diese selbst maschinell erschaffen, initiiert durch den programmierenden Künstler.
Zwei sich ständig verändernde bildgebende Systeme werden beeinflusst von Kontingenz; dem, was möglich ist, aber nicht notwendig, und dem, was gleichzeitig nie wiederholt werden kann.
Das analoge System besteht aus einem abgedunkelten Raum, durch den Tageslicht bzw. das künstliche Licht der Nacht eindringt. Als Lichtlinien spiegeln sie sich in einem schwarzen Wasserbecken. Ventilatoren setzen die Wasseroberfläche in Bewegung, die Linien verschwimmen, verzerren und bewegen sich. Das klar geordnete Raster aus Dichte und Transparenz an der Fensterfront erzeugt im nicht vorhersehbaren Zusammenspiel aus
Lichtverhältnissen, Zeit, Wetter, Sonnenstand, Wasser- oder Luftbewegung eine analoge, lebendige, schimmernde Projektion auf der Wasseroberfläche. Das Bewegtbild generiert sich in Echtzeit durch gleichzeitig stattfindende, sinnlich wahrnehmbare Ereignisse.
Besucher*innen befinden sich somit in der abgedunkelten Innenwelt des Museums, schauen zu, wie die verzerrten und bewegten Lichtreflexionen aus der Außenwelt eindringen, transformiert werden und immer neue abstrakte Bildwelten im Wasser schaffen. Im gegenüberliegenden Raum befindet sich das digitale System, eine Videoinstallation. Die Arbeit besteht aus einem Konglomerat an Shadern, die durch ein rekursives System zu digitalem Leben erwachen. Organische Strukturen und Bildwelten entstehen, wachsen, verschwinden, jedes ebenso verschieden wie das Vorherige. Rekursion als digitale unendliche Spiegelung, immer leicht abgeändert und kombiniert, erzeugt eine sich dem Zufall annähernde Simulation. Wenn im ersten Raum ersichtlich ist, wie die verzerrten Spiegelungen entstehen, so bleibt die Ursache der Bilder hier in der Rechenmaschine verborgen.
François Schwamborns Arbeit Ordnung und Chaos kreist um das Zusammenspiel beider Werke, um die Unvorhersehbarkeit von Störungen, von kleinsten Veränderungen, die stetig neue Bilder erschaffen. Die Kunstwerke als Systeme machen deterministisches Chaos sichtbar. Gleichzeitig werden wir Zeug*innen von kreativen Prozessen, die von menschengemachten analogen und digitalen Maschinen vor unseren Augen produziert werden.
François Schwamborn (*1986) lebt und arbeitet in Saarbrücken. Als Mixed Media Artist entwickelt er Projektionen im öffentlichen Raum, aber auch im installativen Kontext. Seit 2014 ist er mit zahlreichen Ausstellungen und Projekten in der Großregion und deutschlandweit vertreten. 2018 war er für den Kunstpreis Robert Schuman in Metz nominiert.
Abbildung: François Schwamborn: Analog Shader, KuBa Saarbrücken 2016 © und Foto: François Schwamborn