Vorankündigung: Ausstellung “Oskar Holweck – Form und Textur. Retrospektive zum 100. Geburtstag

Reproduktionen Saarlandmuseum – Moderne Galerie, 04.10.2023

Am 19. November 2024 wäre Oskar Holweck (1924-2007) 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass präsentiert die Moderne Galerie des Saarlandmuseums vom 12. Oktober 2024 bis zum 5. Januar 2025 die Ausstellung Oskar Holweck – Form und Textur. Retrospektive zum 100. Geburtstag. Gezeigt werden rund 70 Werke aus den Jahren 1956 bis 1996, die aus der Sammlung des Saarlandmuseums, dem Oskar-Holweck-Nachlass sowie öffentlichen und privaten Sammlungen in Deutschland stammen – von expressiven Tuschezeichnungen über Reißreliefs bis zu Buchobjekten und Papierskulpturen. Zusammen verdeutlichen sie die Vielfalt an Möglichkeiten, die Holweck mit dem Werkstoff Papier über fast fünf Jahrzehnte hinweg entwickelt hat.

Als einer der ersten Künstler überhaupt verwendete Holweck fast ausschließlich weißes, industriell gefertigtes Papier in Bögen. Kein Künstler vor ihm hat die immanenten Besonderheiten des Materials Papier in der Konsequenz und künstlerischen Ergiebigkeit experimentell und so präzise untersucht wie Oskar Holweck. Seine Arbeiten strahlen in ihrer Konzentration, Stringenz und Reduziertheit eine große Kraft aus, sie sind sinnlich ansprechend und in ihrer strengen Ästhetik optisch faszinierend. Sein Werk ist bis heute aktuell und einzigartig – so wie der Künstler selbst.

Holweck studierte von 1949 bis 1951 in Paris und war anschließend Assistent von Boris Kleint an der Saarbrücker Schule für Kunst und Handwerk. Angeregt durch seinen der Bauhaus-Tradition verbundenen Lehrer entwickelte Holweck seit den 1950er Jahren einen unverwechselbaren Umgang mit Papier. Sein Ansatz war konzeptuell: er nutzte bewusst wenige Gestaltungsmittel und konstante Prinzipien wie manuelles Falten, Knüllen und Reißen, um die unvorhersehbare Menge an gestalterischen Variationen zu erforschen. Für Holweck ging es nicht darum, Bilder mit symbolischer Bedeutung zu schaffen. Vielmehr versuchte er mit höchster Klarheit und fast wissenschaftlicher Strenge, sich der Welt des Sichtbaren anzunähern und sie in ihrer Grundstruktur zu analysieren.

Der 1924 in St. Ingbert / Saarland geborene Künstler mied die Kunstszene und den Kunstmarkt. Seine künstlerische Praxis war geprägt von Entschlossenheit; er ließ sich nicht von Moden oder zeitgeistigen Trends ablenken. Einladungen zur documenta 1959 und 1977 lehnte er ab. Holweck schloss sich jedoch 1958 der kurz zuvor von Heinz Mack und Otto Piene gegründeten Künstlergruppe ZERO an, die sich als Gegenströmung und Alternative zur informellen Malerei der Nachkriegszeit verstand, und war an zahlreichen Ausstellungen dieser Gruppe beteiligt. Internationale Aufmerksamkeit erwarb er sich mit seinen vielbeachteten Grundlehre-Ausstellungen „Sehen“, die in Deutschland, der Schweiz und in Großbritannien erfolgreich gezeigt wurden. Denn auch als Lehrender entfaltete Oskar Holweck eine große Strahlkraft. Er wirkte als Leiter der Grundlehre an der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken, 1955 kommissarisch, von 1956 bis 1989 hauptamtlich. Mehrere Generationen hier ausgebildeter Künstler*innen wurden durch seine Lehrtätigkeit maßgeblich geprägt.

Obwohl Oskar Holweck seine Heimatregion, das Saarland, kaum verließ, war er national und international in über 400 Ausstellungen vertreten. Mit dem Saarlandmuseum und der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz ist sein Werk langjährig verbunden. So richtet die Moderne Galerie ihm nun, nach 1985,1997 und 2004 die vierte monographische Ausstellung aus – mit zahlreichen hochkarätigen Leihgaben aus dem Nachlass des Künstlers.

Das Saarlandmuseum freut sich, diesen Ausnahmekünstler anlässlich seines 100. Geburtstags mit einer umfassenden Schau erneut präsentieren und durch ein vielfältiges Begleitprogramm einer breiten Öffentlichkeit vermitteln zu können.

Abbildung:

Oskar Holweck: 12 IV 82, 1982, Papier, Plexiglas, 70 × 70 × 21,5 cm
Saarlandmuseum. Foto: André Mailänder

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