Vor genau 140 Jahren, im November 1884, wurde in Berlin die Kongo-Konferenz eröffnet, die Afrika ohne jede afrikanische Beteiligung unter den Kolonialmächten aufgeteilt hat: Grund genug, diesen riesigen Kontinent und die Menschen, die von ihm stammen, 2024 auf andere Art und Weise in den Blick zu nehmen. THE TRUE SIZE OF AFRICA erprobt Annäherungen, die Denktraditionen, Vorurteile und Stereotypen aufspüren und neue Sichtweisen ermöglichen – mittels Kulturgeschichte und Gegenwartskunst, durch stetige Perspektivwechsel und künstlerische Vielstimmigkeit.
Der Größe des Themas gemäß, wird sich die Ausstellung erstmals in der Geschichte des Weltkulturerbes vom Pumpenhaus über Gebläsehalle und Verdichterhalle bis hin zur Sinteranlage und Erzhalle erstrecken.
Die Vorbereitungen für THE TRUE SIZE OF AFRICA laufen derzeit auf Hochtouren: In Dakar, Nairobi, Kinshasa und Windhoek, in London, Amsterdam und Berlin sowie in zwei Atelierräumen direkt bei uns auf dem Weltkulturerbe-Terrain arbeiten zahlreiche Afrikaner:innen derzeit unmittelbar an eigens für unsere Ausstellung geschaffenen Werken und Installationen.
Im Weltkulturerbe Völklinger Hütte anzutreffen und/oder als Gesprächspartner:innen erreichbar sind folgende Künstler:innen, die sich zudem auf unterschiedlichste Weise mit dem Erbe der Völklinger Hütte beschäftigen:
Géraldine Tobe (Kinshasa, DR Kongo)
Auf Grundlage von Fotografien Völklinger Hüttenarbeiter:innen gestaltet Géraldine Tobe eine Rauminstallation in der Sinteranlage. Für ihr Memorial nutzt sie insbesondere Öllampen und Öllampenrauch (Sprache: Französisch).
Memory Biwa (Windhoek, Namibia)
In einem der größten Tiefgeschossräume der Gebläsehalle realisiert Memory Biwa eine multimediale Material-, Licht- und Soundlandschaft, die den rötlichen Industriestaub der Völklinger Hütte mit dem Wüstenstaub des südlichen Afrikas verbindet. Beides ist über die Geschichte des Kolonialismus und Kapitalismus konkret miteinander verknüpft – insbesondere durch den Erzabbau in Afrika als Nachkriegsrohstoff für die Hütte (Sprache: Englisch).
Emeka Ogboh (Lagos, Nigeria / Berlin, Deutschland)
Eine Soundinstallation im Pumpenhaus sowie dem historischem Bierdeckelraum in der Gebläsehalle irritiert mit einer afrikanischen Neufassung des Steigerliedes.
Zudem bringt Emeka Ogboh die Hängebahnwagen der Völklinger Hütte zum Schwingen und Klingen als Stundenglas der postindustriellen Zeit. Darüber hinaus kreiert er aus afrikanischen wie deutschen Ingredienzen eigens ein Bier mit dem Namen “Rost” für das Weltkulturerbe – in der Farbe rostigen Eisens und in Erinnerung an die langen Biertresen der Völklinger Hüttenarbeiter nach Schichtende. Afrikanische Speisen und Musik werden bei der Eröffnung der Schau am 8. November 2024 ebenfalls von ihm realisiert (Sprache: Englisch/Deutsch).
Kongo Astronauts (Kinshasa, DR Kongo)
Zusammen mit Student:innen der HBKsaar wird das kongolesische Künstlerkollektiv ab Ende September u.a. zwei aus Elektroschrott collagierte, Ganzkörpermasken sowie Instrumente für eine afrofuturistisch inspirierte Kunst-Aktion entwerfen. Diese wird zum einen in ein vor Ort im Weltkulturerbe gedrehtes Video für die Gebläsehalle münden, wo es gemeinsam mit zwei Videos aus dem Kongo gezeigt werden wird, Zum anderen werden die Ganzkörpermasken und Instrumente während der Eröffnung der Ausstellung in einer Performance aktiviert (Sprache: Französisch).
Robert Lebeck, Ashanti-Mann mit seinem Sohn beim Brettspiel, Ghana 1960© Archiv Robert Lebeck