Im Lesesaal des Historischen Museums Saar zeugt ein Anzug von einem großen Traum und einer langen Reise. Fünfzig Jahre nach der Mondlandung könnte bald erstmals ein Saarländer die Erde verlassen. Dahinter stecken großes Engagement und jahrelange Vorbereitung.
Am 20. Juli dieses Jahres jährte sich der „große Schritt für die Menschheit“ zum 50. Mal. Nach Neil Armstrongs ersten Schritten im Mondstaub schafften es gerade mal elf weitere Menschen, Spuren auf dem Erdtrabanten zu hinterlassen. Mond-Besucher dürfen sich also zu Recht zu einem elitären Kreis zählen. Kaum weniger exklusiv ist der Aufenthalt im Weltraum: Keine 600 Menschen kamen bisher in den Genuss, sich die Erde aus größerer Entfernung anzuschauen – nun könnte bald ein Saarländer dazugehören.
Matthias Maurer hat lange auf sein Glück warten müssen. Seit seiner Bewerbung zum ESA-Astronauten im Jahr 2008 nimmt er Hürde für Hürde, um sich den Traum vom Flug ins All zu erfüllen. Als Support-Ingenieur und Flight Controller ist er maßgeblich dafür verantwortlich, jene mit Informationen und Tatkraft zu unterstützen, die den Weg in den Weltraum bereits hinter sich haben. Und um zukünftige Raumfahrer auf das Ziel Mars-Landung vorzubereiten, ging es für Matthias Maurer im Rahmen des NEEMO-Projekts auch schon mal sechszehn Tage durchgängig unter Wasser.
Immerhin, die Hingabe und das unermüdliche Arbeiten hat Maurer seinem Traum nun ganz nahegebracht: 2015 begann er die Astronauten-Grundausbildung, drei Jahre später durfte er sich dann ganz offiziell ESA-Astronaut nennen. Nun wird am letzten Schritt gearbeitet: ESA-Chef Jan Wörner äußerte zum Abschluss der Ausbildung ein Versprechen: „In drei Jahren wird geflogen!“. Damit könnte Maurer der zwölfte Deutsche im Weltall werden.
Die Geschichte Matthias Maurers macht begreiflich, warum sein ESA-Trainingsanzug, der nun als Dauerleihgabe im Lesesaal des Historischen Museums Saar zu sehen ist, mehr als nur ein Anzug ist. Er steht einerseits als Symbol für einen Traum und den harten, mühsamen und am Ende doch lohnenden Weg dahin. Für die Bereitschaft, mit Spaß und Einsatz an diesem Traum zu arbeiten. Für eine Reise aus dem kleinen St. Wendel durch die ganze Welt und schließlich über sie hinaus.
Andererseits ist der Anzug auch ein Hinweis auf die neue Infrastruktur des Saarlands, deren feste Bestandteile Künstliche Intelligenz, Spitzentechnologie und Weltraumforschung sind. Museumsdirektor Simon Matzerath: „Das Objekt steht in unserer Sammlung für das moderne Saarland. Es dokumentiert einen innovativen Strukturwandel nach der Zeit des Bergbaus und des Hüttenwesens vom 18. Jahrhundert bis 2012 und stellt deshalb eine wichtige Quelle der Gegenwartsgeschichte im Museum dar.“
Matthias Maurer wurde am 18. März 1970 in St. Wendel geboren. Dem Zivildienst beim Malteser Hilfsdienst folgte ein Studium der Materialwissenschaften und Werkzeugtechnik an der Universität des Saarlandes, in Nancy, Leeds und Barcelona. 2004 promovierte Maurer an der RWTH Aachen. Neben Deutsch spricht er noch vier weitere Sprachen fließend: Englisch, Französisch, Spanisch und Katalanisch. Auch Russisch und Chinesisch steht im Rahmen der Astronautenausbildung auf dem Stundenplan. Wer Maurers Weg in den Weltraum mitverfolgen möchte: Unter dem Hashtag @Explornaut twittert Maurer seine Erfahrungen aus dem All-Tag.