Die Liebe nach der Letzten Instanz

 

Holly Hoffmann, Leadsänger der Gruppe, ist gerne musikalisch mit der Band unterwegs. Er liebt den Kontakt zum Publikum und schreibt auch sehr gerne. Hier was er uns erzählt hat, als wir ihn bei den Phantasie- und Mittelaltertagen in Saarbrücken getroffen haben.

Holly

 

«Liebe im Krieg», Song und Albumtitel erzählt zwar von Liebe, aber auch viel von Kontrasten und Auseinandersetzungen. Wie wird das zu Krieg?

Das ist nicht nur die Beziehung als solche sondern auch sowohl jegliche Problematik wie auch der innere Krieg mit einem selbst.  Und, tatsächlich auch vom realen Krieg. Es gibt da immer jemanden in deinem Umfeld der weicher als du ist und dich, somit, auch davon abhält zur Bestie zu werden.

 

Bringt Krieg, also die negative Seite einer Person raus?

Krieg ist immer ein Konflikt. Der Konflikt kann zwar positiv enden, aber in sich ist das kein positiver Begriff, weil es ja, eigentlich auch keinem gefällt. Es ist aber notwendig, manchmal, Konflikte zu durchleben um erwachsen zu werden, um einen Schritt weiter zu kommen, um ein neues Level zu erreichen. Unser Song, so glaube ich, kann auch aufbauen, unabhängig von der Art des Konflikts/Krieges in dem man sich gerade befindet: mit dem eigenen Ich, dem Partner/der Partnerin oder jemand der in deinem Bekanntenkreis ist.

 

Der Konflikt, du sagst es und es kommt auch aus dem Song heraus, ist also notwendig?

Auf jeden Fall. Konflikte sind notwendig. Wenn es keine Konflikte geben würde, ist es gut möglich dass wir alle noch in irgendwelchen Höhlen sitzen würden, völlig abgeschottet. Oder es gäbe auch die Menschheit gar nicht. Wer weiß.

 

Gilt dies für die ganze CD?

Die rote Linie der CD ist der Titel selbst, und zwar die Hoffnung in Zeiten von Konflikten, im großen wie im kleinen. Das zieht sich in jedem Lied, in anderen Facetten durch aber ist immer da.

 

Im Lied «Wir sind eins» finden wir den Begriff «Orkan»…

Wir haben, mittlerweile, schon über 160 Songs produziert und nur in 3 («Asche», «Von Anfang an» und «Wir sind eins») wurde dieser Begriff verwendet. Während die Auffassung, in «Von Anfang an», positiv war, ist der Begriff im neuen Lied eher mit Verwirrung verbunden: er ist sehr kraftvoll und  (vielleicht gerade deswegen) bringt alles durcheinander aber, wenn man mit ihm geht, wird er positiv und bring Einen voran.

 

Von der Musikalität weißt das Album verschiedene Anflüge von Filmmusik auf…

Das liegt möglicherweise an den Streichern. Wir haben dieses Mal darauf geachtet dass unsere beiden Streicher nicht so funkisch, sondern eher orchestral aufgelegt sind.  Das macht den Song weicher, fließender und weniger «störend».  Was wir im Laufe unseres 20-jährigen Daseins begriffen haben ist, dass Lieder, entweder total gegen den Strich gehen sollen, oder, dass man die Möglichkeit hat zu entscheiden ob man bewusst oder unbewusst auf den Text eines Songs hören will. Man könnte, zum Beispiel, Bügeln, nicht bewusst darauf achten, aber trotzdem wissen um was es geht. Die Streicher sorgen eben dafür dass es in diesem Fluss ist und es passt auch wieder zum Thema Liebe im Krieg, da die Streicher die Ruhe darstellen. Wir haben 2 Streicher in der Band, warum sollten wir sie nicht in den Vordergrund bringen?

 

Welches Lied hat euch das Meiste abverlangt?

Auf diesem Album ist es, glaube ich, «Blutmond» gewesen. Wir haben ordentlich daran gefeilt dass es richtig rund wurde, trotz der Experimente. Das Lied war ein bisschen störrisch und wir haben es auch so gelassen.

«Ich werde vor Dir untergehen» ist, quasi, ein Liedermacher Stück dass sehr kleingehalten wird. Dieses Kleinhalten ist auch schwer. Diese Minimalistik ist  auch sehr anspruchsvoll, da sie in der Lage sein muss nicht das Gefühl aufkommen zu lassen dass etwas fehlt.

 

Ihr habt auch schon einige Akustiktouren gemacht.  Kannst du uns dazu etwas erzählen? Wird es demnächst noch eine geben?

Wir haben 2 Touren gemacht und die liegen schon einige Zeit zurück. Die Herausforderung einer Akustiktour ist nie so ehr die Location, sondern eher die Arrangements. Wir arbeiten viel mit Backingstreicher, weil eine Geige und ein Cello nicht genug sind. Wenn wir ein Stück orchestral einspielen wollen, müssen die Jungs die einzelnen Spuren aufzunehmen so dass wir das dann einbauen können und als Background bei den Auftritten benutzen. Aber nicht immer… manchmal, besonders im akustischen Bereich, holen wir uns zusätzliche Streicher die dann mit uns spielen, wie, zum Beispiel, Frau Schmitt. In diesem Fall müssen sich dann die Streicher treffen, zusammen Proben damit es nicht wie ein Kammerorchester aus fernen Ländern klingt. Man muss man auch ein Klavier einbringen, und, somit einen Pianisten finden der es schafft sich in die Lieder einzubringen obwohl er kein Teil der Band ist. Es ist alles mit sehr vielen Proben zurück.

Die letzte Akustik-Tour war letztes Jahr.. wir haben zwar ein paar Ideen am Köcheln aber diese müssen erstmal gar werden.

Ich wünsche mir dass es möglich wäre mal in so einen alten Bauernhof in der Nähe vom Meer, ganz ohne Strom, ein Akustik Konzert zu geben. Draußen sitzen, dem Tosen des Meeres zuhören und Musik machen mit einem Publikum von nicht mehr als 200 Leuten. Ich stelle mir das sehr intim und privat vor.

 

Was bevorzugst du: Konzerte im großen oder im kleinen Rahmen?

Wirtschaftlich betrachtet machen Festivals und Konzerte im großen Rahmen mehr Sinn, weil mehr bei uns hängen bleibt, allerdings machen mir persönlich die Konzerte im kleinen Rahmen viel mehr Spaß, weil ich mehr auf das Publikum einwirken kann. Ich kann da viel mehr mit dem Publikum arbeiten und bekomme auch viel mehr zurück, wie Leute nach ihrem Namen fragen und das dann im Konzert einbinden.

 

Was kannst du uns zu eurer neuen Tour erzählen?

Wir freuen uns wahnsinnig darauf im Oktober und November das neue Album auf Tour zu bringen und werde in Bochum, Hannover, Leipzig, Berlin, Nürnberg, Augsburg, Aschaffenburg, Dresden und Wien.

 

Du warst nicht von Anfang an mit der Band am Start. Hast du dich schnell integriert?

Das ist schon so lange her, über 10 Jahre her. Bin immer noch der neue Sänger aber bin voll integriert und voll drin. Bevor ich zur Band kam, kannte ich sie nicht. Ein paar Freunde haben damals als Vermittler gespielt: ich bekam ein paar CDs, habe mir diese angehört und gedacht dass es klappen könnte. Als ich sie dann in Dresden getroffen habe, war die Entscheidung getroffen und der Rest kam von selbst.

 

Was machst du in deiner Freizeit?

Ich schreibe gerne. Zurzeit etwas weniger, weil es sehr viel mit der Band zu tun gibt. Seit 17 Jahren schreibe ich schon an meinem historischen Roman (dass sehr viel Studium und Recherche abverlangt) und, zusammen mit meiner Frau, auch ein paar Kinderbücher.

Bei einer langen Autofahrt höre ich Brahms und Musik in der Richtung ansonsten, zuhause, genieße ich die Ruhe in meinem Garten.

 

 

Elisa Cutullè

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