Die neue Sonderausstellung des Historischen Museums Saar präsentiert 22 Fotoreportagen im Originallayout und mehr als 130 großformatige zumeist unveröffentlichte Fotos von Hans-Jürgen Burkard. Er ist einer der Großen des Fotojournalismus und war für „Geo“ und seit 1989 vor allem für den „Stern“ weltweit unterwegs. Seine Berichte haben uns Ereignisse der Zeitgeschichte und fremde Kulturen nahegebracht und wurden u. a. auch in „Time“, „Newsweek“ und „Sunday Times Magazine“ veröffentlicht.
Vor dem Hintergrund des rasanten technologischen Wandels, der Allgegenwart digitaler Medien und der Flut von digitalen Amateurfotos, auf die Bildredaktionen zurückgreifen können, ist auch der vergleichsweise moderne Beruf des Fotojournalisten inzwischen vom Aussterben bedroht. Er wird historisch. Die gedruckten Fotoreportagen als Text-Bildkombinationen bleiben aber wichtige historische Quellen, Hinterlassenschaften unseres „visuellen Zeitalters“, wie der Historiker Gerhard Paul die Zeit vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart charakterisiert hat.
Die Anfänge der Reportagefotografie reichen ins 19. Jahrhundert zurück, aber der Beruf des fotografierenden Berichterstatters gewann erst ab den 1920er Jahren zunehmend an Bedeutung, als es dank kleiner Kameras mit lichtstarken Objektiven möglich wurde, unauffällig zu fotografieren. Ein neues Medium – die Illustrierte – mit ihrer Kombination aus Text und gedrucktem Lichtbild zog in die Haushalte und Kaffeehäuser ein. Erich Salomon (1886 – 1944) prägte für sich und seine Kollegen die Bezeichnung „Fotoreporter“. Mit ihren Bildern, ob Reportage oder ikonisches Einzelbild berichteten sie vom Weltgeschehen und lieferten damit für uns heute auch Geschichtsquellen, die kritisch zu sichten sind. Selbst der gut recherchierten Fotoreportage liegt immer eine subjektive Bildauswahl zugrunde. Fotografische Serien können nur Ausschnitte der Wirklichkeit festhalten und nicht der Komplexität jedes Ereignisses gerecht werden. Qualifizierte Fotojournalisten sind aber in der Lage, zu berühren und Schlüsselmomente einzufangen, die dazu anregen, eine eigene Position zu beziehen. Ab den 1970er Jahren bis in die Mitte der 1990er Jahre erlebte der Fotojournalismus seine letzte große Blüte. In Deutschland war der Stern das wichtigste Medium.
Hans-Jürgen Burkard war als subjektiver Beobachter immer mitten im Geschehen. Bekannt wurde er durch seine Reportagen vom vom Umbruch in der Sowjetunion, die um die Welt gingen. Er hat wichtige Zeitgenossen wie den von der Mafia bedrohten Schriftsteller Saviano begleitet, Straßenkinder in Sao Paulo fotografiert und Aspekte der Globalisierung wie die Abholzung des brasilianischen Regenwaldes und den internationalen Blumenhandel thematisiert. Neben globalen Themen hat er immer wieder auch Deutschland im Fokus: So fotografierte er im Bendlerblock für eine Reportage über den Widerstand und seine auf Reisen zwischen Zugspitze und Nordsee entstandenen “Deutschlandbilder” spüren dem Lebensgefühl der Menschen in unserem Land nach. Burkard erhielt viele Fotopreise. Als erster Deutscher wurde er 1994 für seine Arbeit mit dem Infinity Award des renommierten International Center of Photography in New York ausgezeichnet.
Die vom Historischen Museum Saar konzipierte Ausstellung vermittelt durch eine Auswahl von Arbeiten aus 30 Jahren erstmals einen Überblick über sein Werk.
In Kooperation mit dem Deutschen Zeitungsmuseum wird ein umfangreiches Begleitprogramm angeboten mit Vorträgen, Führungen und Workshops zur Förderung von Medienkompetenz.
Wir danken der Sparkasse Saarbrücken für die freundliche Unterstützung der Ausstellung.
Eintritt: 3 € / 1,50 €
Öffnungszeiten Di, Mi, Fr, So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr, Sa 12-18 Uhr, montags geschlossen