Eisbrecher Privat- Alex Wesselsky über Bücher und mehr

 

Bücher, Fernsehen… so sieht das Leben des Frontmanns von Eisbrecher aus

 

Hast du zuhause ein Bücherregal? Was würden wir finden wenn wir darin stöbern?

Das ist eine schlechte Frage, denn mein ganzes Haus besteht aus Büchern. Man kommt rein und fällt schon über die erste Kiste stolpern, da kann man sich ruhig etwas aussuchen. Meine Bude besteht eigentlich komplett aus  Schallplatten, DVDs und Büchern… es ist eigentlich fast seltsam dass ich noch Möbel drin habe.

Man findet viele Comics, Klassiker wie Struppi, Asterix usw. Nicht viele Romane, aber Klassiker wie Moby Dick oder Die drei Musketiere fehlen nicht,  weiterhin verschiedene Dramen, Dokus, Geschichte und Politik.

Natürlich darf da der Kleist oder der Lessing mit, u.a., Nathan der Weise , nicht fehlen. Ich habe mal in einem kleinen Theater in München geschauspielert und da hat man, natürlich, seine Standards drauf…wie Antigone und Nathan.

 

Dann andersrum: Was würden wir nicht finden?

Bullshit  und Momenbestseller.

 

Ein paar Lesetipps?

Harald Welzer- Selbst denken: Eine Anleitung zum Widerstand

Harald Welzer- Klimakriege: Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird

Gotthold Ephraim Lessing- Nathan der Weise

Wir hatten Nathan das letzte Mal auf der Tour dabei und haben es auch beim Merch verkauft. Jürgen (Plangger- Gitarre) und ich haben dann, jeden Abend, bevor Unzucht auf die Bühne ging, ein kurzes Stück daraus nachgespielt um diese extrem wichtige Parabel an den Mann zu bringen.  Es gab unterschiedliche Reaktionen. Manche waren total begeistert und manche haben sich gewundert, was wir überhaupt da machen. Es ist nicht leicht auf dem Weg der Bildung. Deswegen habe ich auch, wahrscheinlich, meinen Lehrerberuf an den Nagel gehängt.

Wenn man im Jahr mindestens 5 Bücher liest, dann hat man etwas getan. Ich lese zwar ein paar mehr, aber 5 sollte man schon hinkriegen. Die meisten Menschen lesen einfach nicht mehr. Mir fällt es immer mehr auf, dass es immer mehr Häuser gibt in denen kein Buch zu finden ist. Alles ist super schick, hat ein Superdesign, aber kein Buch weit und breit… vielleicht liegt ein iPad da oder auch eine Stereoanlage die nur über USB Stick funktioniert. In anderen Worten, nichts was etwas über die Menschen, die drin wohnen, verrät. Wenn man, in einem Fremden Wohnzimmer, mal kurz alleine gelassen wird und so die Bücher, Platten oder DVD  durchsieht, lernt man schon viel über die Person.

Wie Rubert (Kepling- Bassist), mal meinte, ich steh auf Zeug. Und ich trenne mich schlecht.

 

Wie komplementär sind die Seiten von Band-Frontman und Moderator?

Diese beiden Seiten kompensieren sich: ich wage zu behaupten dass, wenn ich mich gerade damit beschäftige faul zu sein, im Sinne dass ich nichts mache um danach wieder etwas machen zu können, ich diese Phasen einfach brauche. Es ist nichts falsches dran mal richtig faul zu sein.

Wenn man heutzutage die Helikoptereltern betrachtet, die es nicht ertragen können wenn ihr Kind mal stillsitzt oder sich mit sich lebst beschäftigen muss, fragt man sich ob diese denn Sinn des Faul-Seins verstanden haben. Man braucht diese „Ruhephase“ um neue  Energien zu schöpfen und der Kreativität freien Lauf zu lassen.

Des entsteht eine Konkurrenz zwischen den beiden Seiten wenn es von beiden zu viel wird, was ich einige Jahre auch durchgemacht habe. Es  macht sich bemerkbar, wenn man das eine nur halb richtig macht und das andere gar nicht, und man sich, somit, überfordert fühlt. Aber leider, manchmal, geht es nicht anders, besonders wenn die Musik nicht den Lebensunterhalt garantieren kann.

2010 war das erste Jahr als Noel Pix und ich uns das erste Mal nach einem Gig Geld ausbezahlt haben. Das war vor 7 Jahren und nächstes Jahr feiern wir unser 15-jähriges. Davor war ich ja auch noch bei Megaherz. Ein langer harter Weg um mit dem was du liebst, was eigentlich ein Full-Time Job ist, auch wirklich Geld zu  verdienen. Es dauert eben ein bisschen Zeit, außer, natürlich, man ist eine Overnight-Sensation, die erst hochgehypt  und dann weggehypt wird.

Ich bin, persönlich, sehr All-in. Wenn ich was mache, dann mache ich es richtig. Wenn ich auf Tour gehe, bin ich eben weg und lasse mein tägliches Leben hinter mir, weil ich einen ganz klaren Fokus brauche.

Es ist genauso wenn ich Fernsehen mache: es schlaucht einen komplett, wenn man den ganzen Tag konzentriert sein muss (Kamera an-Kamera aus), dann ist am Abend einfach nur platt. Das brauche ich.

Ich will keine erzwungene Konversation über Urlaub oder dergleichen. Das muss ich mir nicht anhören. Ich heuchle nicht Interesse, wenn es mich nicht interessiert und mag keine Selbstdarstellung.

Wenn ich Fernsehen mache dann schalte ich komplett von der Musik ab und wenn ich Musik mache, komplett von allem anderen. Ich mache mir, jedes Mal, einen freien Kopf.

Und wenn ich mal nichts im Fernsehen oder mit Eisbrecher nicht beschäftigt bin, können auch andere Projekte drankommen. So war ich, zum Beispiel, 3 Monate auf Tour mit Peter Maffay und habe 64 Konzerte mit ihm gemacht, obwohl ich eigentlich vorhatte am neuen Eisbrecher Album zu arbeiten. Diese Arbeit wurde verschoben und ich konnte auch diese interessante Erfahrung machen und, somit, meinen Kopf für die nachfolgende Plattenarbeit machen.

Wenn man das Hobby zum Beruf gemacht hat, braucht man noch etwas um das zu kompensieren, ein anderes Projekt eben.

Mein Rat: Achtung wenn ihr euer Hobby zum Beruf macht. Man braucht IMMER ein Hobby,

 

 

Elisa Cutullè

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