Eine Hommage an David Bowie ist kein leichtes Unterfangen. 50 Jahre im Musikgeschäft: ein Chamäleon in jedem Sinne, schwer einzufangen oder zu charakterisieren. Ist dies wirklich so? Wir haben mit Deborah Epstein, Regisseurin des Stücks an der Sparte4, darüber gesprochen.
Wie entstand die Idee zu dieser Hommage?
Ich war, zur damaligen Zeit kein David Bowie-Fan obwohl ich es hätte sein können. Irgendwie ging er parallel an mir vorüber, was ich, post-mortem etwas bereue. Andererseits denke ich, dass ich damals nicht reif genug war um in Bowie den großen Künstler zu erkennen, den er ist, war und immer sein wird. Deshalb bin ich doch sehr dankbar dafür, dass ich schon reifer war als ich mit ihm befasst habe.
Diese Hommage setzt sich mit seinen Visionen, dieser Alienation und dem Anderssein auseinander. Sein Zufluchtsort war nicht dazu da seinem schlimmen Elternhaus zu entkommen, sondern um den profanen kleinlichen Aspekten des Lebens zu entfliehen.
Heiner Take, das Ensemblemitglied das David spielt, war tatsächlich jemand der Bowie „gelebt“ und gehört hat. Er singt gerne und auch gut; wenn er manchmal offkey ist, ist das halb so wild. Da es im Stück nicht um eine „Bowie-Reinkarnation“ geht (was ich vermessen und falsch finden würde), sondern, wie gesagt um eine Hommage, ist Heiner perfekt für diese Rolle, da er inhaltlich mit der Figur viel anfangen kann.
Als letztes Jahr die Nachricht von Davids Tod erschien, meinte mein Mann (Florian Barth), dass man mit Heiner, einen thematischen Abend machen sollte. Die Idee empfand ich als sehr interessant und so fing das Konzipieren an.
Unser Ziel ist es nicht Bowie auf die Bühne zu stellen, sondern eher eine Verneigung vor ihm machen und einfach an ihn zurückdenken. Allerdings nicht an den Bowie der vor einem Jahr starb, sondern an den Künstler der 60er-70er Jahre. Um dies zu erreichen muss man sich in ein Erinnerungsmodus hineinbegeben, was mich an diesem Stück besonders gereizt hat. Diese Arbeit hat mir zudem erlaubt, mehr über diesen Künstler zu erfahren.
Was würden Sie den Zuschauern mit diesem Abend gerne mitgeben?
Das Stück ist eine Hommage an den Rockstar. Schon das Wort selbst, Rockstar, hat etwas sehr kraftvolles das sich auch in der Musik wiederfindet, auch wenn es sich *nur* um eine 3-Mann Band handelt. Kraftvoll? Ja. Laut? Manchmal vielleicht auch. Was mich aber besonders interessiert ist die Eleganz und die Zartheit die David Bowie hatte. Das sind die Aspekte die mich interessieren: die Eleganz, die Wohlerzogenheit, „The White Duke“ wenn man es rein ästhetisch betrachtet (obwohl wir diese musikalische Phase nur zur angehen). Ich habe ihn als höflichen, gescheiten, intellektuellen Künstler empfunden, auch wenn so mancher meint „He was too intellectual tob e a rockstar“. Ich weiß nicht ob es keine Intellektuelle Rockstars geben kann. Bowie hat, quasi, Rockmusik verachtet wenn sie nicht „klug“ war, was er auch in verschiedenen Formen gesagt und zum Ausdruck gebracht hat.
Seine Zartbeseidetheit, seine Inhalte, seine Texte, sein Schreiben, seine Poesie… das möchte ich rüberbringen.
Es wird mehrmals gesagt dass Bowies Texte nicht leicht verständlich sind, obwohl sie leicht erscheinen.
Je öfter ich die Songs höre die wir für diesen Abend ausgesucht haben, nehme ich immer mehr einzelnen Abschnitte jedes Songs war. Die Quintessenz ist dass, immer wieder, es klar wird, dass sogar Bowie selbst oft (wie er auch offen zugab) nicht genau sagen konnte, was er eigentlich damit gemeint hatte. In seiner Zeit der Kokainabhängigkeit gab es sicherlich sehr intensive Momente an die er sich nicht mehr genau erinnern konnte, aber trotzdem in der Lage war darüber Texte zu schreiben. Weiterhin gibt es auch Texte mit denen er experimentiert hat und die wirklich sehr schwer zu verstehen sind.
Was ich aber von den Texten sagen kann die sich bis jetzt kennengelernt habe, ist das man assoziativ damit sehr viel anfangen kann ohne eine spezifische Gebrauchsanleitung. Die Musik hilft dabei auch zu verstehen was wer damit gemeint hat.
Bowie war über 50 Jahre im Musikgeschäft und hat extrem viel produziert. Wie haben Sie die Songs für diese Hommage herausgesucht?
Ich habe mit Freunden gesprochen, die viel mit Musik zu tun haben. Besonders ein Komponist aus Berlin hat mir nahegelegt mich auf die Produktion der 70er Jahre zu konzentrieren. Da ich aber extrem neugierig bin, wollte ich auch noch etwas anderes hören und habe mich im Internet dokumentiert. Aufgrund seiner aktiven Tätigkeit, war es doch wirklich, etwas zu viel alles hören zu wollen. Es musste eine Entscheidung getroffen werden. So habe ich den Gitarristen, Marc Sauer, gebeten mir eine Liste von seinen Lieblingsliedern zu geben. So kamen 20 Lieder zusammen, die ich mir angehört habe. Die Auswahl war ein bisschen random, und nicht zu sehr darauf bedacht die Hits der Zeit hervorzuheben.
Egal was man von Bowie aussucht: es ist einfach alles gut. Wir haben versucht möglichst unterschiedliche Stücke einzubringen: laute Rock ‚n Roll Stücke aber auch sensible Balladen, so dass der Abend nicht „zu schwer“ wird.
Hat Sie dieses Stück irgendwie herausgefordert?
Die größte Herausforderung war sicherlich Bowie gerecht zu werden ohne ein Abbild zu schaffen. Ich hatte keine Lust einen trashy Abend über Bowie zu machen oder ihn durch den Schlamassel zu ziehen. Ich wollte zwar dass die Musik einen hohen qualitativen Wert darstellt, aber es nicht ein reiner Liederabend wird.
Elisa Cutullè